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Blume des Jahres: Die Vierblättrige Einbeere

Mit der Wahl der Einbeere zur Blume des Jahres 2022 ruft die Loki Schmidt Stiftung nicht nur zum Schutz dieser Pflanzenart auf, sondern auch ihres bedrohten Lebensraumes, den wenigen noch verbliebenen alten und naturnahen Wälder.

Nicht schön, aber viel Charakter

Die Einbeere (Paris quadrifolia)ist keine klassische Schönheit. Dafür besitzt sie eine ungewöhnliche, aber charaktervolle Wuchsform: An bis zu 40 Zentimeter hohen Stängeln werden in einem wilden Quirl zumeist vier Blätter ausgebildet. Die Pflanze scheint aufgrund dieser Physiognomie wie ein „Hexenkraut“ aus dem Märchen und man könnte daher allein schon aufgrund dieses Erscheinungsbilds auf ihre Giftigkeit schließen. Aus ihren dunkel gefärbten Fruchtknoten entwickelt sich eine schwarze oder dunkelblaue Beere mit den Samen. Die Samen werden nur teilweise durch Vögel und Ameisen verbreitet. Hauptsächlich vermehrt sie sich durch kriechende Sprossen (Rhizome) unter der Bodenoberfläche.

Nicht selten, trotz „Handicaps“

Die Einbeere selbst ist in Deutschland noch relativ häufig, wenn auch bereits sechs Bundesländer sie auf die Rote Liste der gefährdeten Arten gesetzt haben. Sie hat aber für eine schnelle Verbreitung ein großes „Handicap“: Die Einbeere bildet pro Pflanzentrieb nur eine einzige Beere, sodass ihre Fernausbreitung mittels Samen begrenzt ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie ist eine Pflanze ist, die sehr von den lokalen Verhältnissen abhängig ist und viel Zeit braucht, um neue Lebensräume zu erschließen. Und hier gibt es ein weiteres großes Problem für die Zukunft der Pflanze.

Bewohnerin der alten Wälder

Sie wächst nämlich im Schatten historisch gewachsener und leicht feuchter alter Laubwälder. Die sind aber in Deutschland mittlerweile sehr selten geworden. Und wo es sie noch gibt, sind sie eher kleinflächig. Dennoch sind einige Reste sogar im Norddeutschen Tiefland noch vorhanden. So will die Loki Schmidt Stiftung ein Waldgebiet im Alten Land bei Hamburg erwerben, das für die Pflanze noch ausgezeichnete Lebensbedingungen bietet. Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung: „Als Loki Schmidt Stiftung haben wir die Einbeere zur Blume des Jahres 2022 gewählt, um zum dringenden Schutz der alten, naturnahen und wilden Wälder aufzurufen, die der Einbeere und anderen Pflanzen und Tieren langfristig einen Lebensraum geben und die für die Ausbreitung notwendige Zeit.“

Alte Wälder eine kostbare Seltenheit

Alte Wälder, die forstwirtschaftlich nicht oder kaum genutzt werden und lediglich drei Prozent der Fläche der Bundesrepublik bedecken, gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands. Der Waldboden an diesen Standorten hat über Jahrhunderte mächtige Humusschichten aufgebaut, Lebensgrundlage für eine reiche Waldbodenflora, viele Mikroorganismen, Insekten, Spinnen und Pilze. Als „alt“ bezeichnen Biologen und Forstwissenschaftler Wälder in Mitteleuropa, die in den vergangenen (mindestens) 200-300 Jahren vom Menschen kaum oder gar nicht verändert wurden. In Osteuropa und Skandinavien gibt es sie noch häufiger und dort gibt es sogar Wälder, die teilweise 1000 Jahr oder noch länger sich selbst überlassen wurden. Tiere und Pflanzen haben in diesen Altwäldern über einen langen Zeitraum stabile Lebensbedingungen vorgefunden, und somit haben sich dort teilweise selbst Arten erhalten, die es in Wirtschaftswäldern gar nicht mehr gibt.

Fotos: Marko König/Udo Steinhäuser