Der Wiedehopf ist der Vogel des Jahres 2022. Fast 143.000 Menschen haben bei der öffentlichen Wahl von Naturschutzbund Deutschland (NABU) und seinem bayerische Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) für den bunten Vogel mit der „Punk-Frisur“ abgestimmt. Damit ist er nach dem Rotkehlchen der zweite Jahresvogel, der von allen Menschen in Deutschland gewählt werden konnte. Seinem vermutlichen Namensursprung nach ist der Wiedehopf im wahrsten Sinne des Wortes ein Waldvogel, tatsächlich aber zieht er eine halboffene Vegetation dem dichten Wald vor.
„Der Wiedehopf ist mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube auch wegen seiner spektakulären Erscheinung gewählt worden – er ist einer der auffälligsten heimischen Vögel“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Viele Wähler könnten sich, so Miller, aber sicher auch mit seinem Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“ identifizieren. Denn seine Hauptnahrung, Insekten, gibt es nur in einer Agrarlandschaft, in der möglichst wenig Pestizide von den Landwirten eingesetzt werden. Solche Bedingungen sind aber selten geworden: In Deutschland brüten daher nur noch etwa 800 bis 950 Paare, in ganz Bayern sollen sogar nur noch 9 bis 12 Brutpaare sein.
Sommergast mit Vorlieben für offene Wälder
Sein Verbreitungsgebiet, das sich von Mitteleuropa über Vorderasien und Iran bis ins nordwestliche Indien erstreckt, lässt es schon vermuten: Der Wiedehopf ist ein wärmeliebender Vogel. Bei uns ist er daher nur ein Sommergast. Den Winter verbringt er entweder in Indien oder an der Küste Ostafrikas. Diese Verbreitung deutet er auch auf eine andere Vorliebe des Vogels hin: Der Wiedehopf bevorzugt lichte, parkartige Wälder oder Baumsavannen. Dichte Wälder meidet er, aber ebenso Landschaften ohne schützende Vegetation. Bei uns kommt er daher vor allem in den Gebieten vor, in der ein Mosaik von halboffener und dichterer Vegetation vorherrscht. Das sind Gegenden mit Weinbergen, Streuobstwiesen, Obstplantagen, Weiden oder anderen relativ offenen Landschaftsformen mit dominant buschartiger oder niederwaldähnlicher Vegetation – so beispielsweise am Kaiserstuhl, in Rheinhessen, der Lausitz, dem Thüringer Becken oder dem Kraichgau.
„Sekundärer“ Höhlenbrüter
Die Brutzeit des Wiedehopfs dauert von April bis Juli. In dieser Zeit legt er fünf bis acht Eier gestaffelt in das Nest und brütet sie ungefähr zwei bis drei Wochen aus. Nach dem Schlüpfen bleiben die Küken etwas mehr als drei Wochen im Nest, bevor sie es verlassen und selbständig werden.
Der Wiedehopf ist ein „sekundärer“ Höhlenbrüter, denn er nutzt bereits vorhandene Höhlungen in Bäumen, Felsspalten, Mauerlöchern und Erdhöhlen, um dort sein Nest zu bauen. Das unterscheidet ihn von primären Höhlenbrütern wie dem Specht, der seine Nester in selbst gezimmerten Baumhöhlen anlegt.
Ursprung des seltsamen Namens
Woher kommt der seltsam klingende Name des Vogels 2022? Vollständig geklärt ist der Ursprung des Namens nicht, aber ganz sicher hat er nichts mit dem charakteristischen „Schopf“ des Vogels zu tun. Am wahrscheinlichsten ist die althochdeutsche Bezeichnung wituhopfa, in dem das Begriff Widu oder Wudu für Holz oder Wald steckt. Der ebenfalls außergewöhnlich klingende wissenschaftlicher Gattungsname „Upupa“ basiert auf der Nachahmung des Klangs des dreisilbigen „“upupup“-Balzrufes des Wiedehopfes.