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Waldgebiet des Jahres: Die Erdmannwälder

Der Bund deutscher Forstleute (BDF) hat nicht eines der großen und bekannten Waldgebiete zum Waldgebiet des Jahres 2022 erklärt, sondern die relativ unbekannten Erdmannwälder südlich von Bremen. Mit ihren naturnahen Mischwäldern und eingesprengten Baumexoten könnten die Erdmannwälder ein gutes Vorbild für die Wälder der Zukunft sein, denn mit ihrer bunten Artenmischung haben sie ein viel besseres Potenzial als Monokulturen, dem Klimawandel zu trotzen. Für die Öffentlichkeit sind die auseinanderliegenden Erdmannwälder seit Mai 2021 mit einem 78 Kilometer langen Radweg erlebbar.

Mischwald mit Exoten

Die Erdmannwälder umfassen zwölf Waldgebiete mit rund 2.000 ha zwischen den Kleinstädten Bassum und Sulingen, rund 40 km südlich von Bremen. Ein vielfältiges Mehrgenerationenhaus mit exotischen Einsprengseln – so könnte man das vom Bund Deutscher Forstleute (BDF) ausgewählte Waldgebiet des Jahres 2022 charakterisieren. „Wir haben uns für die sogenannten Erdmannwälder im niedersächsischen Forstamt Nienburg südlich von Bremen entschieden“, erläutert Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. „Seit 130 Jahren haben hier vier Generationen von Forstleuten – beginnend mit Oberförster Erdmann – Wälder aufgebaut, die durch kahlschlagfreie Mischwaldstrukturen, Baumartenvielfalt, Altersdurchmischung sowie Bodenpfleglichkeit und natürliche Baumverjüngung beispielgebend für moderne Waldbauprogramme sind und waren“, begründet Dohle die Wahl.

Vorbild für klimaangepasste Wälder

„Diese seit 130 Jahren intensiv von Forstleuten gestalteten Wälder geben uns wichtige Hinweise, wie klimaresiliente (d.h. widerstandsfähig gegen klimatische Veränderungen) Wälder in Zukunft aussehen können“, so Dohle weiter. Für die Forstgewerkschaft ist dabei wichtig, dass Forstleute die Wälder so gestalten, dass sie ästhetisch im Sinne der Walderholung sind und eine kontinuierliche Nutzung bei weitgehender Integration von Naturschutzaspekten ermöglichen. Waldgebiete, in denen Forstleute Mischwäldern schon vor langer Zeit angelegt haben, können der Forstwirtschaft bei der heutigen Herkulesaufgabe des Waldumbaus in Zeiten des Klimawandels als Orientierung dienen.  Denn an ihnen kann sie erkennen, welche Baumarten in der Vergangenheit Temperaturextreme und Trockenheit besonders gut verkraftet haben und welche nicht.

Erdmannwald 2030

Für die Öffentlichkeit sind die auseinanderliegenden Erdmannwälder seit Mai 2021 mit einem 78 Kilometer langen Radweg erlebbar. Schüler und Schülerinnen können im Waldpädagogikzentrum den Wald erkunden. Zudem konzipierte das Forstamt Nienburg das Projekt „Erdmannwald 2030“: Zwei Waldgebiete (bis zu fünfzig Hektar Kiefern- und Fichtenwälder im Forstamt) sollen unter Beteiligung von Sponsoren und durch Mitmachaktionen der Bevölkerung zu Erdmannwäldern umgebaut werden.

Zur Geschichte: Waldbau auf natürlicher Grundlage

Lediglich kränkelnde Kiefernwälder fand der junge Oberförster Friedrich Erdmann bei seinem Dienstbeginn 1892 in der damaligen Oberförsterei Neubruchhausen vor, die aus der Wiederbewaldung von Heideflächen Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden waren. Ein Hauptmerkmal dieser Kiefernwälder war ein dickes Bodenpolster aus nicht zersetzten Kiefernnadeln. Mit Hilfe von Tagelöhnern wurde der Kiefernnadel-Rohhumus streifenweise abgezogen und teilweise gekalkt. Ziel war, die Umsetzung zu wertvollem Humus zu beschleunigen, der Nährstoffe und Wasser speichert und von den Bodenorganismen mit dem Mineralboden vermischt wird.

In den angelegten Streifen ließ Erdmann Bäume säen oder pflanzen. In kleinflächiger Mischung wurden so unter die verbleibenden Kiefern hauptsächlich Weisstanne, Lärchen, Douglasien, Fichten und Buchen angebaut. Mehrere Generationen nachfolgender Forstleute setzten die Prinzipien der Erdmannschen Forstwirtschaft fort. So kamen weitere Baumarten, unter anderem diverse Eichenarten sowie Japanlärchen, dazu.

Foto: Rainer Städing/Thomas Gasparini