Die Bäume in Deutschland leiden an den Folgen der Klimakrise. Dürre und hohe Temperaturen – aber auch der Befall mit Parasiten – setzen den Wäldern zu. Der jährliche Waldzustandsbericht dokumentiert fortlaufend, wie sich der Wald unter den oben genannten Bedingungen verändert. Er wird seit dem sogenannten Waldsterben der 1980er-Jahre vom zuständigen Bundesministerium veröffentlicht, anfangs noch unter dem Namen Waldschadensbericht.
Vorstellung des Waldzustandsberichts 2022
Anlässlich der Veröffentlichung des Waldzustandsberichts 2022 lud das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) am Tag des Waldes 2023 nach Berlin ein. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sagte:
Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht. Unser wertvolles Ökosystem leidet unter den Folgen der Klimakrise. Wir müssen weiter entschlossen handeln, damit unsere Wälder in Zukunft der Trockenheit und den höheren Temperaturen trotzen können. Das heißt: Mischwald statt Monokulturen. Nur gesunde Wälder speichern Kohlenstoff und wirken als unsere natürlichen Klimaanlagen.
Wie geht es dem Wald in Deutschland?
Laut Waldzustandserhebung für 2022 konnten die regenreichen Monate zu Beginn des Jahres und im Herbst 2022 das Wasserdefizit der Waldböden nicht kompensieren. So konnte sich der Wald nach den trockenen Jahren seit 2018 nicht erholen. Die Folgen sind am Kronenzustand der Bäume ablesbar: Bei allen Baumarten ist ein Großteil der Baumkronen geschädigt – mit 44 Prozent in der Warnstufe und 35 Prozent sogar mit deutlichen Kronenverlichtungen.
Insbesondere die Fichte litt unter den Dürreperioden der letzten Jahre, sogar auf Standorten mit guter Wasserversorgung und in oberen Höhenlagen der Mittelgebirge, die für das Wachstum der Fichtenwälder bislang als sehr geeignet galten. Auch die Vitalität der gemeinen Wald-Kiefer, die bisher als ein Hoffnungsträger im Klimawandel gilt, leidet. Nur noch 13 Prozent der Kiefern sind gesund. Auch die Laubbäume darben unter mangelnden Niederschlägen und hohen Temperaturen. Die Buche hat mit einem Anteil von 45 Prozent deutlich geschädigter Kronen im direkten Vergleich den größten Anteil in dieser Schadklasse. Der Vitalitätszustand der Buche ist daher weiterhin kritisch zu bewerten. Auch bei der Eiche setzte keine Besserung ein. Der Anteil deutlicher Kronenschäden liegt bei 40 Prozent.
Stickstoffeinträge und saure Waldböden als Problem
Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Hitzetoleranz der Bäume haben die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden. Hier bietet sich weiterhin die Waldkalkung als wirksames Instrument an, um die Bodengesundheit wiederherzustellen. 2022 zeigte sich außerdem als ein Jahr mit deutlicher Fruchtbildung, welche die Kronenvitalität zusätzlich zur Witterung und Nährstoffversorgung beeinträchtigt hat.
Der negative Zustand des Waldes wird auch deutlich durch die Totholzanteile der Stichprobenaufnahme. Diese liegt nun mit 3,5 Prozent auf einem neuen Höchststand. Auch die Ausscheiderate, also der Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben sind, liegt mit 6,7 Prozent höher als je zuvor. Die Ausscheidegründe sind dabei divers und reichen von Borkenkäferschäden über Dürreschäden, Windwurf und teilweisen oder vollständigen Blattverlust.
Vor der Bekanntmachung der Waldzustandserhebung fand an der Peter-Lenné-Schule eine Baumpflanzaktion der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gemeinsam mit Bundesminister Cem Özdemir statt.